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Blumenpflückertour vom 27.08. bis 30.08.2020

Nachdem Kirsten sich in der Nacht zum 27. August endgültig ausgetobt hatte, haben wir uns Donnerstagmorgen bei ruhigem Wetter, strahlendem Sonnenschein und frischen Temperaturen an der HEM-Tankstelle in Ilten getroffen.
Wir, das waren Olli, Jürgen Ti., Heiko R., Ralph, Michael B., Julia und ich.
Ich bin Beate, fahre seit einem guten Jahr Motorrad und habe mit dieser Gruppe, ohne eine Vorstellung über das, was mich erwarten könnte, die erste Motorradtour meines Lebens unternommen.
Nach einer freundlichen Begrüßung durch Jürgen wurden von Olli kleine Tourenheftchen inklusive Bleistift verteilt, um diverse Eindrücke und Erlebnisse zu vermerken, die das Verfassen eines anschließenden Tourenberichtes enorm erleichtern sollten.
An der Bewältigung dieser Aufgabe besteht noch Trainingsbedarf... Bevor wir die kleinen Hefte in den Händen hielten, hatte - abgesehen von Olli und Jürgen - niemand von uns eine Ahnung wohin die Tour führen sollte. Das Ganze war als Überraschungspaket ohne genauere Infos gebucht worden.
Pünktlich um 9.00 Uhr starteten wir dann in Richtung Schlosshotel Wolfsbrunn, geplant waren über die vier Tage Touren mit Besichtigungen diverser Sehenswürdigkeiten im Länderdreieck Niedersachsen, Hessen Thüringen.
Unser erstes Ziel erreichten wir nach einer gemütlichen Fahrt in Bad Gandersheim, das Eiscafé Da Mucili.
Hier war die Sonne noch nicht wirklich angekommen, teilweise war man relativ durchgefroren und so gingen mehr Heißgetränke als Eisbecher über den Tresen.
Der sich allmählich aufbauenden guten Stimmung tat das allerdings keinen Abbruch. Anschließend setzten wir unsere Fahrt durch den Solling nach Uslar fort, um dort bei "Eddy's Bikergrill" eine Mittagspause mit integrierter Besichtigung diverser Maschinen bei Honda Fuchs einzulegen. Hier war Jürgen in seinem Element, ich habe eine Goldwing-Schulung vom Feinsten bekommen.

Nachdem alle Motorräder besichtigt und sämtliche Currywürste vertilgt waren, ging es bei allmählich wärmer werdenden Temperaturen über idyllische Landstraßen weiter Richtung Rittergut Besenhausen. Bevor wir an dem alten Rittergut ankamen, legten wir noch einen spontanen Zwischenstopp am Heimkehrermahnmal in Friedland ein.
Bei sommerlichen Temperaturen in voller Montur einen Berg zu erklimmen erwies sich als schweißtreibende Angelegenheit, aber die Geschichte des Mahnmals und der herrliche Ausblick waren die Mühe wert.

Dann ging es durch eine idyllische Landschaft weiter nach Besenhausen.
Dort wurden wir freudig von einer bereits länger wartenden Anita begrüßt, die mit dem Auto angereist war und uns als Sozia von Olli bis Samstagabend begleiteten würde.

Nach einer gemütlichen Kaffeepause bei strahlendem Sonnenschein, relativ tiefenentspanntem Servicepersonal und umso aktiveren Wespen ging es weiter zu unserem Ziel, dem Schlosshotel Wolfsbrunn.
Ein wunderschönes altes Gebäude mit einer eigenen Geschichte, etwas höher in Waldlage angesiedelt und mit herrlicher Aussicht. Was nicht zwangsläufig für alle Zimmer galt, die eine oder andere Kritik wurde laut, weil das Auge anstatt weitläufiger Landschaften stattliche Baumkronen und Luxuslimousinen auf dem Parkplatz erblickte. Alleine die Anfahrt über die Schlossallee, hindurch unter alten Bäumen, war schon ein Ereignis für sich.

Tief beeindruckt und nach einer Dusche lechzend bezogen wir unsere Zimmer und trafen uns anschließend auf der riesigen, alten Terrasse mit Blick in den Park zum Abendessen. Obwohl das Essen wirklich sehr gut, von der Preiskalkulation aber dem allgemein gehobenen Niveau angepasst war, beschlossen wir in den nächsten Tagen auswärtig zu speisen. So ging der erste Tag ziemlich entspannt und ruhig seinem Ende entgegen.

Am nächsten Morgen gab es ein Corona- konformes Frühstück, am Tisch serviert.
Zum Unmut von Olli und Jürgen ohne Spiegelei im Angebot.
In der Nacht hatte es leicht geregnet, was zur Folge hatte, dass Olli sein Frühstück ziemlich zügig beendete und seine Goldwing polierte während alle anderen kurz vor Abfahrt relativ lieblos die Regentropfen von den Maschinen wischten und die Restfeuchte vom Wind trocknen ließen.
Zu diesem Zeitpunkt wussten weder Julia noch ich, dass sie an diesem Tag massiv unter meiner absoluten Tourenunerfahrenheit leiden würde.
Wir starteten zum Teichhof Ringgau, einer kleinen Landschlachterei mit Hofladen und angeschlossener Gastronomie.
Dort bekamen wir Einblicke in die Produktion von diversen Mettwurstsorten, als typische Spezialität "Ahle Wurscht" genannt. Von der Ankunft der Tiere bis zur Zerlegung und anschließender Wurstproduktion wurde uns jeder Arbeitsschritt ausführlich erklärt. Wir besichtigten die unterschiedlichen Kammern zur Reifung der Wurst bis zum Verkauf im Hofladen. Wir erfuhren, dass dieser Betrieb fast ausschließlich von Stammkunden lebt und von der Coronapandemie ebenfalls schwer getroffen wurde. Das Onlinegeschäft hat das Schlimmste verhindert aber bei weitem nicht die üblichen Umsätze erreicht.
Im Anschluss an die Besichtigung gab es eine Verkostung diverser Produkte, so kurz nach dem Frühstück eine echte Herausforderung. Vor allem, wenn man überzeugter Nutella-Anhänger ist. Aber lecker war's...

Mit diversen Wurstpaketen im Gepäck beendeten wir unseren Besuch und starteten in Richtung Kyffhäuser- Denkmal.
Es sei kurz erwähnt, dass Jürgen sich anbot, bei den folgenden Besichtigungen meinen Helm in den Koffern seiner Honda zu verstauen. Ein Angebot, das ich gerne angenommen habe. Anschließend musste ich feststellen, dass die Helmpolsterung ein dezentes Wurstaroma angenommen hatte welches mich die Tour über begleitete. Vielleicht war es auch genau dieser Duft, der mein Wahrnehmungsvermögen entscheidend trübte.
Jedenfalls blieb Julia, die hinter mir fuhr, an einer roten Ampel hängen. Was nicht weiter schlimm gewesen wäre, wenn ich Jürgens Handzeichen richtig gedeutet und an der nächsten Abbiegung gewartet hätte anstatt mit der Gruppe weiterzufahren.
Für Julia in dem Moment kein wirkliches Problem weil sie die Route auf dem Navi hatte, grundsätzlich trotzdem falsch. Die vernünftig formulierte Kritik von Olli war durchaus angebracht. Mein schlechtes Gewissen tobte, ich beschloss Julia ab sofort nicht mehr aus den Augen zu lassen. Das funktionierte so gut, dass ich einige Kilometer weiter Michael als Streckenposten und somit die Abbiegung übersah.
Aufgrund der Tatsache, dass ich die restliche Gruppe natürlich nicht mehr sehen konnte, entwickelte ich auf meiner Maschine ungeahnte Geschwindigkeiten. Das Einzige was mich noch ausbremste war eine langsamere Julia. Und ein junger, mir absolut unbekannter Motorradfahrer, der plötzlich neben mir auftauchte, mir seinen Finger in den Rücken bohrte und wild in der Gegend herumwinkte. Ich wurde schlagartig langsamer weil ich vermutete, geblitzt worden zu sein. Das war Julias Chance, mich hupend und winkend einzuholen. Aufgrund ihres, unter dem Helm schwer verständlichen Gebrülls, vermutete ich sofort einen kapitalen Schaden an meiner BMW.
Bis ich endlich verstand was sie mir sagen wollte war Michael da der uns einsammelte.
Mit noch schwärzerem Gewissen als vorher trudelte ich bei dem wartenden Rest von uns ein. Nachdem wir dann tatsächlich irgendwann am Denkmal ankamen, ging es leicht konfus weiter. Da wir im Anschluss noch die Barbarossahöhle bei Rottleben besichtigen wollten, hatten wir nur ein gewisses Zeitfenster. Ein Teil der Gruppe wollte nicht zum Denkmal und die Wartezeit mit Kaffee und Kuchen überbrücken, der andere Teil wollte durchaus nach oben, war sich aber aufgrund von Ortsunkundigkeit nicht einig ob zu Fuß oder mit dem angebotenen Shuttleservice. Nachdem wir uns dann endlich für den Service entschieden hatten fuhr ein vollbesetzter Reisebus vor. Wir organisierten uns dann ebenfalls Gebäck und Heißgetränke während ein leicht grimmiger Olli sehnsüchtig zum Denkmal hochblickte. Diese dezent negativ angehauchten Schwingungen relativierten sich aber zügig, nachdem wir wenigstens noch pünktlich zu einer Führung an der Barbarossahöhle ankamen.
Die Höhle ist beeindruckend und definitiv einen Besuch wert.

Lediglich die Besohlung der Motorradstiefel erwies sich als höhlenuntauglich, stellenweise wurde es immer wieder rutschig. Aber letzten Endes erreichten alle unfallfrei wieder das Tageslicht.
Nach einem Zwischenstop zum Abendessen auf der Terrasse eines Italieners in Eschwege ging es zurück zum Hotel. Während wir uns allmählich alle zu einem Kaltgetränk in der Bibliothek versammelten, diskutierte Olli mit dem Hotelmanager fehlgelaufene Zimmerbuchungen durch.
Leicht entnervt tauchte auch er irgendwann bei uns auf, den Hoteldirektor im Schlepp. Ein freundlicher Mensch der uns ausführlich die Geschichte des Hotels erzählte.
Die für den nächsten Tag angebotene Hausführung konnten wir leider nicht wahrnehmen weil wir von unserer Tour zu spät zurück waren.
Jürgens unverblümte Kritik am fehlenden Spiegelei muss umgehend weitergegeben worden sein, das Erste was uns am nächsten Morgen angeboten wurde waren Spiegeleier. Nach einem entspannten Frühstück bekam ich von Heiko das Angebot, hinter ihm herzufahren um in den Kurven etwas sicherer zu werden.
Ich war mir nicht ganz sicher ob damit ausgeschlossen werden sollte das ich noch mehr Unfug fabriziere, habe aber trotzdem begeistert zugestimmt. Wie sich am Ende unserer Tour zeigte, das Beste was mir passieren konnte. Zumindest außerhalb irgendwelcher Kurven an Heikos Reifen klebend brachen wir nach Bad Sooden-Allendorf auf um uns Schloss Rothenstein anzusehen. Allerdings nur von außen, eine Besichtigung war nicht geplant.
Von dort ging es weiter zum Grenzmuseum Schifflersgrund.
Eine Ausstellung über die Geschichte von West- und Ostdeutschland und ihre Opfer, interessant und teilweise sehr bedrückend gestaltet.

Nach diesem Besuch stand eine Tour zur Tannenburg bei Nentershausen auf dem Programm. Wie sich herausstellte eine urgemütliche Burg auf der wir unsere Mittagspause eingelegt haben. Im Rahmen dieser mittelalterlich geprägten Mahlzeit habe ich ganz nebenbei eine Menge über bissiges Feldgemüse und anhängliche Molkereiprodukte gelernt. Man ahnt es, die Stimmung war ausgesprochen heiter.

Als nächstes Ziel stand die Wartburg auf dem Programm.
Wir fuhren eine schöne Route dorthin, zumindest bis wir zum Villenviertel kamen. Ein Kopfsteinpflaster der übelsten Sorte erwartete uns, vermutlich so alt wie die Burg selbst. Große Steine, alles krumm und schief, Lücken, zugeparkte Seiten und eine Rechts- vor Links- Kreuzung, natürlich alles bergauf. Anhalten unmöglich. Jürgens Goldwing hoppelte vorneweg, der Rest polterte hinterher. Das war der einzige Moment während dieser vier Tage in dem ich ernsthaft dachte, ich würde diesen Abschnitt nicht schaffen.
Meine Rettung war letzten Endes meine naive Überzeugung, dass Jürgen diese Route nie gewählt hätte wenn er nicht der Meinung wäre, dass alle das schaffen würden. Wie falsch ich mit dieser Einschätzung lag wurde mir auf dem Parkplatz klar als sich Erleichterung darüber breit machte, das Julia und ich nicht auf der Strecke geblieben waren. Weil das Navi einen Aushaker hatte und selbst die routinierten Fahrer Blut und Wasser geschwitzt haben. Ich war fertig. Immerhin haben wir uns dann einen Shuttleservice zur Burg gegönnt.

Für eine Besichtigung waren wir mal wieder zu spät, aber in den Burghof kamen wir trotzdem noch hinein. Die ganze Anlage, wunderschön.

Witzigerweise stand im Hof ein Mädchenchor aus Süddeutschland und Österreich, im Repertoire wirklich schön gesungene, alte Volkslieder. Es stellte sich heraus, dass es sich hierbei um die Gestaltung eines Junggesellinenabschieds handelte. Wer derartige Veranstaltungen vom Maschseefest kennt, reagiert im ersten Moment irritiert. Während uns der Gesang begleitete, hatten wir reichlich Zeit um das Burggelände zu erkunden. Unter anderem war die Besteigung eines Turms möglich, die Aussicht war, wieder einmal, herrlich.

Als der Rückweg anstand, mussten wir uns schon wieder von Anita verabschieden die einen Tag vor uns abgereist ist.
Relativ ausgehungert gab es noch eine Abendmahlzeit in einem Imbiss in Hotelnähe, dann ging es zurück ins Schloss.
Wieder gab es einen gemeinsamen gemütlichen Abend in der Bibliothek, als Unterhaltung diente eine, im Nebenraum stattfindende, Hochzeitsfeier.
Am letzten Tag unserer Tour starteten wir nach dem Frühstück mit voll bepackten Maschinen zur Besichtigung von Schloss Berlepsch.
Vor Ort waren wir dann etwas enttäuscht, das ganze Ambiente erwies sich als etwas ungepflegt und mit 4,-€ Eintritt als eigentlich zu teuer. Aber es gab eine kleine, spontane Gratisführung die sich auch als interessant erwies.

Also ging es weiter Richtung Harz nach Bad Lauterberg um mit einer der steilsten Doppelsesselbahnen Deutschlands auf den Hausberg inclusive dazugehöriger Gaststätte zu fahren.
Eine wirklich schöne Aktion, zumal die Aussicht vom Berg herrlich war. Mal wieder. Nachdem wir unsere Getränke erfolgreich gegen zahlreiche Wespen verteidigt hatten, ging es wieder bergab zu den Motorrädern.
Das nächste und letzte Ziel war Hohenhameln, ein Abschlusseisbecher im La Gondola.
Auf dem Weg dorthin kollidierte Olli mit einem Bussard. Der Vogel steuerte direkt auf die Goldwing zu um in einem Federball sein Ende zu finden. Honda beschädigt, Bussard steckte im Motorrad, Olli glücklicherweise gesund und munter. Nach einer Schadensbegutachtung setzten wir unsere Fahrt nach Hohenhameln fort.
Ausgerechnet hier erwischten uns tatsächlich noch ein paar Regentropfen bevor es dann, irgendwie leider, wieder nach Hause ging.

Fazit:

Eine mit viel Aufwand ausgearbeite, wirklich schöneTour die einfach nur Spaß gemacht hat. Ich habe nicht erwartet, dass ich aus dieser relativ kurzen Zeit so viel mitnehmen würde. 

Ich habe mich rundum wohl und gut aufgehoben gefühlt.

Danke!