Brandenburg (10.07.-13.07.2025)
Im Juli starteten wir eine mehrtägige Motorradtour mit sozial-kulturellem Hintergrund. Einer unserer engagiertesten Mitfahrer brach mit Eintritt in den heiligen Stand des Rentnerdaseins sämtliche Zelte in Burgdorf ab, um im Osten der Republik neue Wurzeln zu schlagen.
Bis dahin hatten die meisten von uns von der Existenz eines Städtchens Namens Königs Wusterhausen keine Ahnung.
Königs Wusterhausen
Königs Wusterhausen ist eine Kreisstadt mit knapp 40.000 Einwohnern im Landkreis Dahme-Spreewald in Brandenburg und liegt ca. 15 Km südlich des Berliner Ballungsraums.
Die höchste Erhebung im Nordwesten der Stadt ist der Funkerberg, der bis zu 67,5 Meter hoch und überwiegend bewaldet ist. Ab 1911 errichtete die Telegrafentruppe des Deutschen Heeres auf dem etwa 130 Hektar großen Areal umfangreiche Sendeanlagen und eine Funkerkaserne.
Am 22. Dezember 1920 wurde hier mit einem Weihnachtskonzert die erste Rundfunksendung Deutschlands ausgestrahlt, die dem Funkerberg den Titel „Wiege des Rundfunks“ einbrachte.
Anm. der Redaktion
Trotz wiederholter Hinweise auf nicht vorhandene Kurven kündigten wir unseren Besuch im Brandenburger Land an. Auch ein negativ angehauchter Wetterbericht, der intensiven Regen ausschließlich über unserem Aufenthaltsort androhte, konnte uns nicht von der Exkursion in den fernen Osten abhalten.
Im Morgengrauen starteten wir mit acht Motorrädern und zu diesem Zeitpunkt noch überwiegend weiblicher Beteiligung unsere Tour in Burgdorf. Unser Guide hatte noch keine Ahnung, dass die Überzahl des schwachen Geschlechts ihn im Laufe des Tages noch an den Rand der Belastbarkeit bringen sollte. Eine erste Kostprobe der schier unendlichen Kreativität seiner Damenriege bekam unser Anführer, als wir ein Eiscafé, direkt an der Elbe gelegen, aufsuchen wollten. Die naheliegendste Option, ein abschüssiger Parkplatz mit Kopfsteinpflaster, behagte uns nicht. Wir fanden in einer gegenüberliegenden Gasse wunderschöne Parkplätze, in der brüllenden Mittagshitze angenehm schattig gelegen. Begeistert kletterten wir von unseren Motorrädern und waren gerade in eine Diskussion über den möglichen Aufenthaltsort unseres Guides vertieft, als neben mir plötzlich ein dunkler Schatten auftauchte. Der freundliche Herr entpuppte sich als Mitarbeiter des Ordnungsamtes und informierte uns über die ortsüblichen Halteverbote. Unser Standort direkt unter seinem Bürofenster gehörte auch dazu. Wir folgten seiner Empfehlung und tüddelten über Kopfsteinpflaster zu einem offiziellen Parkplatz.
Unsere unbekümmerte Art des Einparkens, wenn wir uns selbst überlassen sind, begeistert mich immer wieder. Nachdem wir den Weg ins Café gefunden hatten, orderten wir bei einem sehr engagierten Chef unter Sonnenschirmen unsere Eisbecher. Mittlerweile haderte unser Guide zum ersten Mal mit seinem Zeitplan und unserer vermeintlichen Bummeligkeit in den Pausen. Der zweite Herr in unserer Gruppe beteiligte sich nicht an der Diskussion und schwieg eingeschüchtert. Wir gelobten Besserung und setzten unsere Fahrt zu einem urigen Biker-Café fort, um unseren ausgewanderten Mitfahrer aufzusammeln.
Tequila Drive
Nach einer kleinen Stärkung setzten wir unsere Fahrt Richtung Königs Wusterhausen fort. Alles ging gut, bis wir für eine weitere Pause ein Scheunencafé ansteuerten. Die Problematik dieser Location bestand in einer irreführenden Beschilderung der dazugehörigen Parkfläche. Wir hätten durchaus einen gepflasterten Bereich anfahren können, folgten aber bedingungslos unserem Guide und reihten uns hinter ihm auf einer Wiese ein. Wobei es mit den Reihen aufgrund des unebenen Bodens nicht einwandfrei funktionierte. Wir gaben unser Bestes und hinterließen neben einer relativ unkonventionellen Parkordnung einen leicht verzweifelten Karl-Heinz. Wir forderten ihn bei Kaffee und Kuchen zu mehr Lockerheit auf und sprachen ihm gut zu. Es schien zu wirken, wir setzen unsere Fahrt fort und trafen am Hotel auf die beiden letzten unserer Mitstreiter.
Der Abend endete in einer geselligen Runde beim Mexikaner.
Der nächste Morgen bildete den Auftakt zu einer Rundtour durch den Spreewald. Es ist schon erstaunlich, wie unterschiedlich Kurven nach einem entsprechenden Hinweisschild ausfallen können. Es gibt definitiv Unterschiede zwischen Kurven im Weserbergland und Biegungen in Brandenburg.
Trotzdem waren wir in wunderschönen Ecken mit viel Wald und Wasser unterwegs.
Für den Abend hatten wir Plätze beim Italiener reserviert. Sehr gutes Essen aber nichts für Gäste, die ein wenig Freundlichkeit erwarten. Der Service war leider unterirdisch, wir waren fassungslos. Der guten Stimmung konnte das aber nichts anhaben, die massiven negativen Schwingungen ließen wir in der, eigentlich gemütlichen, Location zurück.
Für den nächsten Morgen sollte der pessimistische Wetterbericht tatsächlich recht behalten, es regnete in Strömen. An eine Motorradtour war bei dem Wetter nicht zu denken. Wir entschieden uns, den Tag in Berlin zu verbringen. Nicht nur wegen der anhaltenden Regengüsse eine goldrichtige Entscheidung.
Unseren letzten gemeinsamen Abend verbrachten wir in einem Steakhaus, ein gelungener Abschluss für unsere ungewöhnliche Tour.
Unsere Abreise fand dann auch unter Einsatz der Regenkombis statt. Die wir allerdings nach einiger Zeit in den Koffern verstauen konnten, je westlicher wir kamen, umso freundlicher wurde das Wetter.
Fazit: Wenn sich eine harmonische Gruppe findet, kann eine Motorradtour auch ohne nennenswerte Kurven Spaß machen. Wir kommen wieder!
BH(21.07.2025)